Kampagne gegen Rauchen

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Neue Kampagne gegen Rauchen startet heute

In Berlin startet heute die bundesweite Initiative WIR MACHEN DEUTSCHLAND RAUCHFREI!

Initiatoren sind der E-Zigaretten-Produzent LYNDEN - eine der führenden E-Zigaretten-Marken in Deutschland - und Prof. Dr. Bernhard-Michael Mayer von der Uni Graz. LYNDEN fordert eine Selbstverpflichtung der Branche. "Wir sehen uns als einen Teil der Lösung," heißt es in der Einladung zum Kick-off. Ziel der neuen bundesweiten Initiative sei es, möglichst vielen Menschen zu helfen, vom Rauchen wegzukommen.

Zweifel berechtigt?

Dass das ausgerechnet von einem Hersteller für E-Zigaretten kommt, läßt zumindest kritische Fragen zu. Die musste sich auch Professer Mayer schon gefallen lassen, lange vor der Initiative. Das Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR, hat vor fünf Jahren Zweifel an Mayers wissenschaftlicher Distanz zum Thema E-Zigaretten geäußert. Bei dem, was er zum Thema sage, sei nicht klar, ob das Lehrmeinung des Instituts für Pharmazeutische Wissenschsaften der Uni Graz sei oder seine Privatmeinung.

Besondere Brisanz angesichts jüngster Meldungen aus den USA

Dass E-Zigaretten in den USA unlängst für negative Schlagzeilen gesorgt haben, stellt die Diskussion über E-Zigaretten in ein neues Licht. Das BfR schreibt dazu: "In den USA wurden innerhalb kurzer Zeit eine Reihe schwerer Lungenerkrankungen mit Atemnot, Husten und Brustschmerzen gemeldet. Es wurde über Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen aber auch Todesfällle berichtet. Die betroffenen Dampfer sind laut einer Studie im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ im Mittel 19 Jahre alt. Sie verwendeten zum überwiegenden Teil Cannabis-Produkte, die nicht aus dem regulären Handel stammten. Welche Substanz oder welche Faktoren die Lungenleiden auslösten, ist noch ungeklärt."

Die Kampagne "Wir machen Deutschland rauchfrei" wäre vor diesem Hintergrund zumindest kritisch zu sehen - WENN mit "vom Rauchen wegkommen" der Umstieg auf E-Zigaretten gemeint wäre.

Wissenswertes über E-Zigaretten

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In Deutschland gibt es immer weniger junge Raucher. Doch immer mehr Menschen greifen zur E-Zigarette. 2017 gab es deutschlandweit 3,7 Millionen E-Raucher. E-Zigaretten haben einen Tank mit Flüssigkeit, dem sogenannten Liquid. Diese Flüssigkeit gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen - und mit Nikotin und ohne. Der Inhalt wird durch ein Heizelement erwärmt und als Dampf eingeatmet. Eine andere Variante ist der "Tabakerwärmer" - wie eine Art Mini-Zigarette mit echtem Tabak. Der Unterschied zur Zigarette: Der Tabak wird nicht verbrannt, sondern auf 350 Grad erhitzt.

Keine Langzeitstudien

Zu den gesundheitlichen Folgen des E-Rauchens gibt es noch keine wissenschaftlichen Langzeituntersuchungen. Momentan ist es eine Frage von "wanna believe", ob man sie als Alternative zur herkömmlichen Zigarette sieht oder nicht. Hersteller von E-Zigaretten bewerben sie natürlich als genau das. Läden für E-Zigaretten sind im lifestyle-look gestaltet, schick und trendy - wie Handy-Läden. Mögliche Risiken für die Dampfer thematisieren die Hersteller nicht. Befürworter sagen: E-Zigaretten riechen besser als herkömmliche Zigaretten. Es gibt ja auch Liquids mit verschiedenen Düften. Gegner sagen: Das riecht auch nicht besser. Sie stören sich an dem Dampf, genau wie Zigaretten-Gegner am Qualm.

Bundesinstitut für Risikobewertung zu E-Zigaretten

Bei Produkten, die europäischen und deutschen Regelungen entsprechen, sieht das BfR derzeit keine erhöhten Risiken. Zitat: "Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind E-Zigaretten nach heutigem Wissen weniger gesundheitsgefährdend als konventionelle Tabakerzeugnisse." Dass sie unschädlich sind, heißt das nicht. Die Experten raten davon ab, Liquids selbst zu mischen und das alles ausdrücklich im Zusammenhang mit den Fällen in den USA. Heißt: Öle auf keinen Fall verwenden! Es droht die Gefahr schwerer Atemwegserkrankungen. Finger weg von Liquids, bei denen Herkunft oder Zusammensetzung unklar sind!

Liquids lieber nicht selbst mixen!

Außerdem gibt es viele bislang unzureichend untersuchte Inhaltsstoffe und Risiken durch Verunreinigungen oder neue Liquid- und Verdampferprodukte. Sie haben zumindest das Potenzial, die gesundheitlichen Risiken zu erhöhen. Bei leistungsstarken „Sub Ohm“-Modellen gelangen zudem große Mengen des Dampfes direkt in die Lunge. Die Auswirkungen davon sind noch weitgehend unerforscht. Besonders gefährlich: Nikotinfreie Liquids fallen nicht unter das Tabakrecht. Freies Feld für selbst gemixte Liquids und irgendwelche nicht getesteten Substanzen. Nachfragen bei Giftinformationszentren belegen das.

"Durchschnittlich 120.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen des Tabakrauchens," heißt es zur Kampagne "WIR MACHEN DEUTSCHLAND RAUCHFREI!" Ob mit "RAUCHFREI" auch dampffrei gemeint ist, wird sich heute zeigen. Dass Hersteller von E-Zigaretten sich selbst abschaffen, ist eher nicht zu erwarten.

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